Porträt von Nicola Kuda - Modedesignerin und Gesellschafter-Geschäftführerin von Die Designwerkstatt München

LET’S TALK,
NICOLA!

Nicola Kuda ist Modedesignerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Die Designwerkstatt. Ihr Studium hat sie an der Akademie für Mode und Design in München abgeschlossen, erste Berufspraxis bei Dolce & Gabbana und Costume National in Italien gesammelt, bevor sie mehr als zehn Jahre in Istanbul gelebt und gearbeitet hat. Heute organisiert sie ihr Familienleben im Allgäu mit der gleichen positiven Energie wie ihr Unternehmen in München. Im Interview spricht sie über Herausforderungen als Designerin, Kreative und Unternehmerin.

Über 10 Jahre in Istanbul, berufliche Reisen rund um den Globus und dazu als Sprachtalent fünf Sprachen fließend beherrschen – wie lebt es sich als Weltbummlerin seit 2021 im Allgäu?

Für mich ist es eine Rückkehr zu den Wurzeln, da ich hier aufgewachsen bin. Nun genieße ich es, meine eigene Familie hier aufwachsen zu sehen. In meiner Sturm- und Drang-Zeit bin ich via München, weiter nach Mailand, Istanbul und London gezogen, um Mode, Trends und den einhergehenden Lifestyle voll auszukosten. Es war eine aufregende, lehrreiche Zeit und mit den Menschen, die mich damals intensiv begleitet haben, bin ich nach wie vor verbunden. So kommen die vielen Sprachen auch immer wieder zum Einsatz. Zudem gibt es nach wie vor berufliche Anlässe, im Ausland vor Ort zu sein und mich inspirieren zu lassen. Zur Umsetzung der Ideen genieße ich lieber die Ruhe und Geborgenheit meiner Heimat. Istanbul und Mailand sind sicher eine Art zweite Heimat, aber den Verkehr und die Hektik lasse ich lieber außen vor.

Nicht alle, die sich mit dem Titel Designer schmücken, haben Design studiert. Ist das ein gerechtfertigter Trend?

Auch ohne Modedesign-Studium kann der Sprung zum anerkannten Designer gelingen. Nicht aber ohne technisches Know-How, kreatives Talent und ein starkes Netzwerk. Ein bekanntes Beispiel ist Virgil Abloh, der sich als studierter Architekt im Rahmen von Kanye Wests Entourage zum Kreativdirektor entwickelt hat und sich dank hochprofilierter Zusatzausbildungen und guten Produkten in der Modewelt einen Namen geschaffen hat. Das ist legitim und ggf. sogar spannend und erfrischend, da es sich hier um Menschen handelt, die eine Grundausbildung in der Kreation und im Design führen. Schwierig finde ich es in den Fällen, bei denen sich Leute anmaßen Modedesigner zu sein, wenn sie lediglich Produkte veredeln, eine Auswahl an fertigen Produkten entscheiden, oder sogar ohne technisches Know-how versuchen, existierende Produkte zu kopieren. Diese Art von Arbeit ist eine Option, wird aber der Bezeichnung eines Designers nicht gerecht.

Was begeistert daran, Mode für andere statt für ein eigenes Label zu realisieren?

Es ist die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Marken und Produkte, die mich in meinem Arbeitsalltag reizen. Einmal ist die Vorgabe Kids-Interior zu gestalten, dann betreue ich die Umsetzung technisch hoch anspruchsvoller Motorradmode, dann muss ich mich wieder Unisex-Streetwear und Denim widmen und ein anderer Kunde verlangt wiederum meine Kreativität in der Gestaltung von Merchandise-Produkten mit Kommunikationsleistung. Ein so abwechslungsreiches Arbeitsumfeld fordert mich ständig neu. Ein eigenes Label als Unternehmung erfolgreich umzusetzen, ist sehr ressourcenintensiv und wie ein Baby, das über einige Jahre ständige Unterstützung und Aufmerksamkeit braucht. Für mich ist ebenso die Rolle im Hintergrund als Kompetenzpartner für Brands sehr interessant, da die Anforderungen planbarer sind, ich das Vertrauen unserer Kunden genieße und es mir großen Spaß macht, deren Vision zu realisieren. 

Kreativdirektion und Markenbildung werden immer relevanter in der Mode. Wie kann Mode wiederum das Markenbild von Lifestyle-Brands erweitern?

Große Modehäuser sind aktuell oft Teil eines größeren Lifestyle-Markenportfolios. Die Inhaber dieser Portfolios benötigen Markenschärfung, um Zielgruppen zu evaluieren, Kommunikationsleistung zu stärken und ggf. Investoren von der Stärke ihres Portfolios zu überzeugen. So erkenne ich den Trend in der Modewelt. Zugleich sind Kleidungsstil und ein persönlicher Style meist der erste Eindruck, den wir anderen vermitteln. Es wird ein Image generiert, dem man spezifische Attribute zuordnet, z.B. anspruchsvoll, Outdoor-affin, junggeblieben, Mainstream, etc.. Unser Erscheinungsbild ist Ausdruck eines damit verbundenen Lifestyles. Somit ist für uns der Fokus auf die Kreation textiler Markenerlebnisse, auch für Marken, deren Kernprodukte fern von Bekleidung liegen, eine bisher unterbesetzte Nische, die wir zunehmend einnehmen wollen.

Was schätzen Sie an Ihrer Partnerin Nicole?

Definitiv ihren Humor! Wir haben viel Freude bei der Arbeit. In der Kreation arbeitet man mit Visionen und Visualisierungen und so haben wir in unterschiedlichen Situationen gemeinsame Bilder und Storylines im Kopf, die uns herrlich amüsieren. Das schafft Entspannung in anstrengenden Phasen. Zudem ist sie eine neidlose Gönnerin, der ich 100%ig vertraue und sie ist bei Bedarf ein prima Bad Cop.